Michael KoserMichael Koser war Autor von weit über 150 Hörspielen. Allein seine bekannteste Serie um Professor van Dusen, genannt »Die Denkmaschine«, brachte es auf 79 Folgen. Zusammen mit Gerd Pircher schuf er die Comics mit den Abenteuern der Denkmaschine. Diese insgesamt sieben Alben liegen nun in einer zweibändigen Gesamtausgabe vor.

Michael Koser ist am 20. Februar 2024 im Alter von 85 Jahren in seiner Wahlheimat Bremen verstorben.

Veröffentlichungen bei Kult Comics: Professor van Dusen - Die Denkmaschine



Michael KoserMICHAEL KOSER
ein Nachruf von Gerd Pircher (27.2.2024)

Michael Koser – das ist ein Name, der seit vielen Jahren, um nicht zu sagen Jahrzehnten, in der deutschen Hörspielszene einen ganz besonderen Klang besitzt, inzwischen aber wohl auch so manchem Comicfan ein Begriff ist.

Der 1938 in Berlin geborene Autor studierte zunächst Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaft, bevor er Mitte der 1960er-Jahre zum Rundfunk stieß. Nachdem er in den ersten Jahren vor allem Features zu historischen und literarischen Themen verfasst hatte, wandte er sich dem Hörspiel zu. Hier sollte er im Laufe seiner langen Karriere zwei der bekanntesten und langlebigsten Radiohörspielreihen Deutschlands schaffen. Bei beiden Serien handelt es sich um Kriminalhörspiele, was bei einem ausgewiesenen Liebhaber klassischer Kriminalliteratur, wie Michael einer war, wohl niemanden verwundert.

Die um 1900 spielenden Abenteuer des selbsternannten Amateur-Kriminologen Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen, genannt »Die Denkmaschine«, entstanden von 1978 an für den RIAS Berlin (später DeutschlandRadio). Basierten die Hörspiele zunächst auf Kriminalgeschichten des amerikanischen Autors Jacques Futrelle, der 1912 mit der »Titanic« unterging, entschloss sich Michael schon nach einigen wenigen Umsetzungen, eigene Fälle für den wortgewaltigen Professor und seinen Adlatus, den Journalisten Hutchinson Hatch, zu schreiben. Lokalitäten rund um die Welt, Begegnungen mit historischen Persönlichkeiten und viel Humor prägten nun die Abenteuer der beiden so unterschiedlichen Helden, denen Friedrich W. Bauschulte und Klaus Herm unter der Regie von Rainer Clute Leben einhauchten.

Michael erging es mit seinem Van Dusen wie weiland Sir Arthur Conan Doyle mit dessen Sherlock Holmes – als er 1982 nach 24 Geschichten den Professor in einer letzten Episode sterben ließ, war der Aufschrei der zwischenzeitlich entstandenen Fangemeinde so groß, dass er die Serie weiterführen musste. So lief die Serie bis 1999 und brachte es auf insgesamt 79 Folgen bzw. 77 Abenteuer.

Eigentlich hatte Michael die Reihe aufgeben wollen, um sich für den Bayerischen Rundfunk einer neue Serie widmen zu können, die in ihm gereift war: die Science-Fiction-Krimireihe Der letzte Detektiv um den von Raymond Chandler und Dashiell Hammett inspirierten Privatdetektiv Jonas (»nur Jonas«) und seinen aufmüpfigen Taschencomputer Sam (gesprochen von Bodo Primus sowie Joachim Wichmann beziehungsweise Peer Augustinski). Und so schrieb Michael jetzt an zwei Serien gleichzeitig, Der letzte Detektiv sollte 2001 (vorerst) mit Folge 40 enden.

Im folgenden Ruhestand fand Michael allerdings nicht wirklich Ruhe, seine Kreativität ließ einfach nicht locker.

Mit mir als Zeichner begann er, ausgewählte Fälle der »Denkmaschine« in Comic-Form zu bringen.  Unsere rund zwanzigjährige (nun leider auf so traurige Weise zu Ende gegangene) Zusammenarbeit begann 2003/04 mit »Professor van Dusen gegen das Phantom« und begründete eine Comicserie, die inzwischen hier bei Kult Comics ihre verlegerische Heimat gefunden hat … und es auch über die Landesgrenzen hinaus nach Belgien und den Niederlanden geschafft hat. Für mich, der ich seit meiner Jugend ein Fan der Hörspielreihe bin, war die Arbeit mit Michael von Anfang an eine große Ehre. Dass Michael die Fertigstellung des zehnten Comic-Albums, dessen Entstehung er noch eine Zeitlang begleiten konnte, jetzt nicht mehr erleben wird, bedrückt mich sehr.

Die Comics um Professor van Dusen waren aber nicht das einzige, mit dem sich Michael beschäftigte. Für unsere gemeinsame Website steuerte er einen eigenen Van Dusen-Fall als Prosa-Erzählung bei – den nun wirklich allerletzten, wie er meinte … wie üblich blieb es nicht dabei, unter anderem lieferte er mir für den Gratis Comic Tag 2017 das Skript für eine Kurzgeschichte des Professors. Und als eine neue Hörspielreihe um die »Denkmaschine« gestartet bzw. Michaels legendäre Reihe fortgesetzt wurde – Die neuen Fälle von Professor van Dusen – brachte er nicht nur Ideen und ein ungebrauchtes Exposé ein, sondern griff selbst zur Feder, um wieder einmal einen vermeintlich »letzten« Van Dusen-Fall zu verfassen. Zudem »überwachte« er für einige Jahre die von anderen Autoren in seinem Stil geschriebenen Folgen. Nebenbei arbeitete er mehrere seiner alten Van Dusen-Manuskripte zu Geschichtensammlungen in Buchform um, wobei er auch wieder Lust bekam, diese um einen neuen »letzten« Fall zu ergänzen...

Ebenso setzte sich Michael an die Schreibmaschine, als von privater Seite zwei weitere Folgen von Der letzte Detektiv produziert wurden. So konnte er seine, nun aus rechtlichen Gründen Jonas, nur Jonas genannte, SF-Serie zu einem gebührenden Abschluss bringen, was ihn sehr freute.

In diesen Jahren entstanden auch mehrere Kinderbücher, darunter mit den drei Bänden von Max und Robinson eine weitere Krimiserie.

Schließlich wollte sich Michael noch einen alten Traum erfüllen. Es war für ihn immer eine Enttäuschung geblieben, dass 1998/99 seine dritte Hörspielreihe um das in den 1920er-Jahren tätige Gaunerpärchen Felix und Cora – Cocktail für zwei – nach nur acht Folgen vom DeutschlandRadio eingestellt worden war. In den letzten Jahren wandte er sich wieder dieser von ihm sehr geliebten Serie zu. Er brachte nicht nur die Hörspielmanuskripte der ersten acht Folgen in Buchform, sondern begann auch, endlich die bereits geplanten, aber nie verwirklichten Abenteuer von Felix & Co. niederzuschreiben. Ein Prequel und mehrere Kurzgeschichten unterschiedlicher Länge waren das Ergebnis dieser Arbeit, die Michael aber auf Grund seiner Erkrankung nicht mehr in eine endgültige Form bringen konnte … 

Nun ist Michael am 20. Februar 2024 im Alter von 85 Jahren in seiner Wahlheimat Bremen verstorben. Aber in seinem Werk lebt er weiter. Denn solange es Menschen gibt, die Hörspiele (und Comics) lieben, solange wird Michael Koser unvergessen bleiben.